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22.04.2021
"Liebe, verehrte Festspielgäste"
freuen wir uns gemeinsam auf sommerliche Festspiele. Im Mittelpunkt eine Neuinszenierung von Wagners „Rheingold“ unter der erprobten Regie der vielfach geehrten Brigitte Fassbaender. „Rheingold“ bildet den Startschuss für den „Ring“, der 2022 mit der „Walküre“ fortgesetzt wird, 2023 folgen „Siegfried“ und die „Götterdämmerung“. 2024 dann die Vollendung, der gesamte „Ring“-Zyklus kommt zweimal zur Aufführung.

Das für alle Opern durchkonzipierte Bühnenbild stammt von Kaspar Glarner, der sein Handwerk in Paris studierte und seither international gefragt ist. Erik Nielsen, Chefdirigent des Symphonieorchesters Bilbao, ist der musikalische Leiter, der Ihnen dann bereits durch sein Dirigat des Eröffnungskonzertes mit erstklassiger, dem Anlass würdiger Musik von Johannes Brahms und Alexander Skrjabin bekannt ist.

„Lohengrin“ steht auf dem Spielplan, mit einer Parade international reüssierender Gesangssolisten und aufstrebender junger Sänger*innen, die in ihren Rollen debütieren. Die musikalische Leitung übernimmt mit Titus Engel ein Dirigent, dessen Weg sich schon jetzt zu den wichtigen Theatern Europas bahnt und mit seiner innovativen Auslegung der Partitur ein gleichsam neues Hören garantiert. Unsere Regisseurin Katharina Thoma hat ihre Entwicklung vornehmlich an der Frankfurter Oper genossen, bevor sie in Glyndebourne, in London (ROH) und anderen wichtigen Häusern arbeiten durfte. Ihre lebendige Art wird alle Beteiligten infizieren und einfach „Lust machen“. Dass wir mit Johannes Leiacker einen der führenden Bühnenbildner gewinnen konnten und mit Stefan Bolliger einen Lichtgestalter, der weltweit, auch bei den Salzburger Festspielen, gearbeitet hat, spricht für die neue Attraktivität der Tiroler Festspiele Erl.

Im Festspielhaus die „Königskinder“ des Wagnerianers Engelbert Humperdinck. In meinen Augen das Meisterwerk des Komponisten, der uns vornehmlich mit „Hänsel und Gretel“ geläufig ist. Hier aber handelt es sich durchaus um eine tragische Oper mit zutiefst berührender Musik und einem Schluss, der die Utopie einer besseren Welt schildert: Der Spielmann nimmt die Kinder an der Hand und geht einer besseren Zukunft entgegen. Können es also die Kinder richten, wo wir Erwachsenen offensichtlich versagt haben oder versagen? Karsten Januschke, der sich innerhalb weniger Jahre einen Namen als großes Talent der jüngeren Dirigentengeneration gemacht hat, steht am Dirigierpult. Sein Erl-Debüt gibt der Regisseur Matthew Wild, längere Zeit Künstlerischer Leiter der Cape Town Opera (Kapstadt). Mit Herbert Murauer hat er einen sehr erfahrenen Bühnenbildner zur Seite, wir kennen ihn aus zahlreichen Produktionen mit Christof Loy. Im Abschlusskonzert gibt es Brahms (Gesang der Parzen) und Mahler (Lied von der Erde). Thomas Guggeis übernimmt hier die musikalische Leitung und die international bekannte Paula Murrihy wie auch AJ Glueckert (unser Lohengrin) glänzen in den Solopartien. Das kurzfristige Einspringen von Guggeis für Christoph von Dohnányi im März 2018 in der Neuproduktion von »Salome« an der Staatsoper Unter den Linden sorgte international für Aufsehen.

Wir feiern Beethoven auch im Jahr nach dem 250. Geburtstag: Die Camerata Salzburg bietet in drei interessant gestalteten Konzerten alle Beethoven-Klavier-Konzerte (Solist der genuine Paul Lewis, am Pult Andrew Manze). Die Camerata soll uns in Zukunft regelmäßig begleiten. Das Klangforum Wien ist dabei, die berühmte Pädagogin Edith Wiens präsentiert vier hervorragende Gesangsinterpreten aus ihrer Internationalen Meistersinger Akademie in Neustadt/ Oberpfalz, Helmut Deutsch begleitet gleich drei interessante Liedgestalterinnen. Es gibt erstklassigen Jazz in Erl mit Christian Muthspiel und Orjazztra Vienna, das Amici Ensemble wird, wie schon Weihnachten 2019, mit Konzert und Lesung - durch den Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl – begeistern, Franui wird natürlich dabei sein, Mariko Hara-Haselsteiner bietet mit exzellenten Musikerkollegen zwei Streichsextette und ein –quartett, und endlich gibt es auch wieder ein seelenvolles russisches Chorkonzert. Und: Neil Shicoff, dessen Können ihm die Verehrung eines weltweiten Publikums beschert hat, ist mit seiner Meisterklasse zu sehen und hören.

Sicherlich habe ich einiges vergessen. Studieren Sie unser kleines Buch und kommen Sie: wir brauchen Sie, Ihre Begeisterung, Ihre Treue. Wir, dies sind die gar nicht so vielen, aber mit umso mehr Herzblut für die Festspiele brennenden Mitarbeiter. Ein hochmotiviertes Orchester, ein ebensolcher Chor, eine geräuschlose Technik: Alle sichtbaren und unsichtbaren Geister erwarten Sie …

Natürlich ist dies die Gelegenheit, sich bei unseren Unterstützern bei Bund und Land zu bedanken, auch bei Hans Peter Haselsteiner, der mit der Erstellung einer Fertigungshalle deutlich verbesserte Abläufe garantiert.

Ich bin mir sicher, mit diesen sommerlichen Festspielen in Erl werden die Tiroler Festspiele ihre Bedeutung für einen sozusagen internationalen Festspielkalender untermauern, mehr mit den Flügeln der Musik und des Gesangs und interessanten Regieansätzen als mit irdischer Schwere.

Ihr Bernd Loebe

Künstlerischer Leiter und Geschäftsführer