Peer wächst in Norwegen auf, in einer Bergwelt voller Legenden über Trolle und Fabelwesen. Eine wilde Natur, die zum Träumen einlädt und man weiß nie so recht, ob die vorgestellten Episoden seines Lebens tatsächlich wahre Begebenheiten sind. Der Sohn, des einst angesehen Bauern Jont Gynt, der Hab und Gut selbstverschuldet verloren hat, zeigt eine große Begabung, mit wortreichen Reden andere zu beeindrucken und seine oftmals bescheidene Wirklichkeit mit herrlichen Erfindungen in etwas Grandioses zu verwandeln. Die Theaterfassung von Henrik Ibsen zeigt recht schonungslos wie dieser Schelm durch das Leben taumelt, das ihm zwar fantastische Abenteuer in Amerika und Afrika beschert, ihn aber auch Schiffbruch erleiden lässt und als gescheiterten alten Mann schließlich zurück in seine Heimat führt. Edvard Grieg komponierte für die Theaterfassung eine Bühnenmusik, aus der er schließlich die beiden Suiten zusammenstellte, die als Musik uns vor allem in die Stimmungswelten mitnehmen. Diese empfängt uns mit einer romantischen Morgenstimmung, die aus der langen Polarnacht in einen einzigen großen Tag führt, der für das Leben unseres Helden steht. An der Schwelle zum Erwachsenwerden muss er Abschied von seiner sterbenden Mutter nehmen und entdeckt fast zeitgleich die große Liebe seines Lebens: Solvejg. Doch muss er fliehen, bevor er überhaupt noch sein Glück ernten kann. Zuviel hat er schon angestellt, für vogelfrei hat man ihn erklärt und so sucht er das Weite – außenrum; warte, Solvejg, Du musst warten. Und so wartet Solvejg ein Leben lang auf ihren Peer, ist in Gedanken stets bei ihm und trägt ihn in ihrem Herzen. Ebendies rettet ihn, der stets sich selbst treu sein und damit Kaiser werden wollte. Schonungslos beschreibt er sich selbst am Ende als Zwiebel, nur äußere Schalen, ohne Kern. Seine Heimat aber findet buchstäblich im letzten Augenblick in Solvejg. Das war des Rätsels Lösung auf die Frage nach dem Ort sein Selbst. Und Solvejg? Du machtest mein Leben zu einem einzigen Lied, damit begrüßt sie ihn und beschließt zugleich das letzte Kapitel seines wundersamen Abenteuerlebens.
Das Orchester des Festspielhaus Erl entführt uns mit der Musik in die großen Gefühle der Geschichte, die Schauspieler der Universität Mozarteum Salzburg erzählen mit Zitaten aus der Theaterfassung sowie mit Fragen und Kommentaren aus heutiger Sicht die Abenteuer von Peer. In diesem Zusammenspiel entstand eine neue Sicht auf die alte Geschichte für das Festspielhauspublikum in Erl.
Elisabeth Gutjahr
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