Leo Fall war neben Franz Lehár einer der ganz großen Operettenkomponisten am Beginn des 20. Jahrhunderts. Seine Melodien sind bis heute unvergessen: "Die Rose von Stambul", "Der fidele Bauer" und "Die Dollarprinzessin".
Nur zwei Jahre, nachdem sich Franz Lehár mit seiner “Lustigen Witwe” an die Spitze der Operettenkomponisten katapultiert hatte, startete der nur drei Jahre jüngere, im mährischen Olmütz geborene Leo Fall im Jahre 1907 mit gleich zwei gefeierten Operetten eine Karriere, die auf ihrem Höhepunkt der seines Konkurrenten in nichts nachstand. Dabei gaben gleich seine ersten beiden Erfolgsstücke – “Der fidele Bauer” und “Die Dollarprinzessin” – jene Spannweite zwischen rührseligem Volksstück und satirischer Salonkomödie vor, die für das weitere Schaffen Falls prägend bleiben sollten. Vor allem mit der ersteren Richtung setzte er den weltläufigen, großstädtischen Operetten von Franz Lehár, Emmerich Kálmán oder Paul Abraham eine eigene, unverwechselbare Alternative entgegen. Und statt wie seine Kollegen im breiten Orchesterklang zu schwelgen oder in flotten Rhythmen aus der Neuen Welt zu swingen, setzte Fall ganz auf einen ziselierten, durchsichtigen Orchesterklang, mit dessen Hilfe der feine ironische Witz – ganz im Sinne des Erfinders der Operette, Jacques Offenbach – vom Text in die Musik sickert: Da lacht die Klarinette, schnalzen die Violinen, kichert das Piccolo. Und obwohl Falls Operetten an ganz unterschiedliche Schauplätze – von Thessalien (“Der liebe Augustin”) über Paris (“Madame Pompadour”) bis nach Istanbul (“Die Rose von Stambul”) – entführen, bleibt der Komponist musikalisch seiner Wahlheimat Wien eng verbunden. Dem Wiener Walzer verschaffte er dank seines Einfallsreichtums und seiner kompositorischen Meisterschaft eine letzte große Blüte. Drum heißt es auch am Bosporus: „Ein Walzer muss es sein“!
ORF III
Sonntag, 27. Februar 2022
22:30 Uhr